Klimaschutz

Artensterben – Schutzgebiete reichen nicht aus

Abbau schädlicher Agrar- und Fischereisubventionen neben der Errichtung von Schutzgebieten von enormer Bedeutung.

Lydia Matzka-Saboi
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Etwa eine Million Tier- und Pflanzenarten sind weltweit aktuell vom Aussterben bedroht. Seit 1970 haben allein die Wirbeltier-Populationen im globalen Schnitt um 60 bis 70 Prozent abgenommen.
Etwa eine Million Tier- und Pflanzenarten sind weltweit aktuell vom Aussterben bedroht. Seit 1970 haben allein die Wirbeltier-Populationen im globalen Schnitt um 60 bis 70 Prozent abgenommen.
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Bei der UN-Biodiversitätskonferenz in Kunming (China) sollen im Frühjahr Maßnahmen zur Eindämmung und Umkehr des massiven Verlusts der Artenvielfalt beschlossen werden. Geplant ist, 30 Prozent der Land- und Meeresflächen global unter Schutz zu stellen. Das reiche aber nicht aus, warnen nun mehr als 50 Wissenschafter aus 23 Ländern, darunter Österreich. Notwendig seien vielmehr weitere Maßnahmen, etwa der Abbau schädlicher Agrar- und Fischereisubventionen.

Etwa eine Million Tier- und Pflanzenarten sind weltweit aktuell vom Aussterben bedroht. Seit 1970 haben allein die Wirbeltier-Populationen im globalen Schnitt um 60 bis 70 Prozent abgenommen. Die Population von mehr als 40 Prozent der Insektenarten nimmt ab, ein Drittel aller Insektenarten ist vom Aussterben bedroht. Insekten sind Bestäuber und deswegen unersetzlich für unser Ökosystem.

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Biodiversitätskonferenz in China

Die 15. Weltbiodiversitätskonferenz (COP 15) zur Umsetzung der UN-Konvention über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity = CBD) startete pandemiebedingt im Herbst vergangenen Jahres als Videokonferenz und soll vom 25. April bis 8. Mai 2022 mit Vertretern der 200 CBD-Vertragsstaaten in China als Präsenzveranstaltung fortgesetzt werden. Dabei wird auch über einen seit Anfang 2021 vorliegenden Entwurf mit 21 Zielen zum Schutz der Biodiversität beraten.

Eine Gruppe internationaler Wissenschafter, darunter Franz Essl von der Universität Wien sowie David Leclere und Piero Visconti vom Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien, hat die 21 Ziele nun bewertet. In ihrem Bericht warnen die Wissenschafter davor, sich zu sehr auf Schutzgebiete zu konzentrieren und andere dringende Maßnahmen zur Bekämpfung der Biodiversitätskrise zu vernachlässigen.

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    Ein Wiedehopf füttert einen Jungvogel. Knapp 40 Prozent aller Tierarten sind in Österreich gefährdet bzw. vom Aussterben bedroht.
    Ein Wiedehopf füttert einen Jungvogel. Knapp 40 Prozent aller Tierarten sind in Österreich gefährdet bzw. vom Aussterben bedroht.
    Marko König / imageBROKER / picturedesk.com

    Umweltschädliche Agrarsubventionen konterkarieren Ziele

    Das Hauptziel der UN-Weltbiodiversitätskonferenz, die Unterschutzstellung von 30 Prozent aller Land- und Meeresflächen, sei "wichtig", es reiche aber bei weitem nicht aus, um den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen und umzukehren, betonte Paul Leadley von der Universität Paris-Saclay (Frankreich) gegenüber der APA. "Es gibt sehr gute Belege dafür, dass wir die ehrgeizigen internationalen Ziele für die biologische Vielfalt erneut verfehlen werden, wenn wir uns zu sehr auf Schutzgebiete konzentrieren und andere dringende Maßnahmen zur Bekämpfung der Bedrohungen der biologischen Vielfalt vernachlässigen", warnte der Forscher.

    Erforderlich sei vielmehr ein koordiniertes Vorgehen mit vielfältigen, miteinander verbundenen Maßnahmen. Dazu zählen ein massiver Abbau schädlicher Agrar- und Fischereisubventionen, eine tiefgreifende Reduktion des übermäßigen Konsums und eine Begrenzung der Erderhitzung auf 1,5 Grad Celsius.

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    Die Maßnahmen müssten auf allen Ebenen koordiniert und Fortschritte regelmäßig überprüft werden. Weil es bei der Überwachung der biologischen Vielfalt massive Lücken gebe, seien erhebliche Investitionen in eine bessere Kontrolle notwendig, um wirksame Maßnahmen zu ergreifen. Und weil die Zeitspanne zwischen Maßnahmen und positiven Ergebnissen für die biologische Vielfalt Jahrzehnte betragen könne, müsse sofort gehandelt werden, wenn die globalen Ziele bis 2050 erreichen werden sollen.